Darmstädter Modelleisenbahn und Spielzeugbörse

Orangerie – Darmstadt 07.10.2013


Liebhaber einer rollenden Miniaturwelt 


 Foto: Claus Völker

Viele Besucher auf der Modelleisenbahn- und Spielzeugbörse – Baufahrzeuge sind gerade im TrendWaggons in allen Varianten hat Wolfgang Meyer bei der Spielzeug- und Modellbahnbörse in der Orangerie dabei. Besonders gut gefällt Reiner Enkel Julius Matic einer von Meyers Blecheisenbahnwagen.
Das höchste Bahnaufkommen war am Sonntag nicht etwa am Hauptbahnhof zu verzeichnen, sondern in der Orangerie: Dort gab es bei der Darmstädter Modelleisenbahn- und Spielzeugmesse alles rund um den Miniatur-Schienenverkehr.
Sähe doch der Parkplatz vor der Orangerie genauso ordentlich aus wie sein klitzekleines Pendant im Inneren. Am Stand von Sammler Dieter ist der daumengroße Fuhrpark säuberlich aufgereiht in Pappschachteln geparkt – im Gegensatz zu draußen wird hier kein Platz verschenkt.
Stau gibt es kurz nach Saalöffnung nur zur echten Orangerie-Einfahrt. Denn die Modelleisenbahner und Sammler von Blechspielzeug, Steifftieren, Auto-Modellen und Co. drängen in den Verkaufsraum, um ihr Stück der Begierde zu ergattern oder Sammlerkontakte zu knüpfen. Seit 1987 organisiert die Familie Meyer die viermal im Jahr stattfindende Börse in der Orangerie. Wie viele Besucher das jedes Mal anlockt, möchte Veranstalter Sven Meyer nicht verraten: „Betriebsgeheimnis.“
Die etwa 50 Aussteller sind eine verschworene Gemeinschaft. Auffallend ist die Scheu der Sammler vor der Öffentlichkeit. Ein Grund dafür sei die Angst vor Einbrüchen: „Das sind ja richtige Werte, die da im Wohnzimmer lagern. Das geht an die zehntausend Euro“, erklärt ein Mann namens Dieter aus Baden-Württemberg mit Blick auf seinen Stand. Aber auch Neid und die Konkurrenz zwischen den Modelleisenbahnern seien Gründe für ihn, lieber nicht außerhalb der Hallen bekannt zu werden.

Quelle Darmstädter Echo 08.10.2013

Orangerie – Darmstadt 10.03.2014
Das Höllental im Aktenkoffer
Modellbahnbörse – Große Augen, kleine Räder: In die Orangerie strömen Männer zum Staunen und Erwerben



Schwarzwald zum Mitnehmen: Reinhold Mischler packt das Höllental in einen Alu-Koffer.

Foto: Claus Völker

Berg und Tal: Das echte Höllental mit dem Viadukt über die Ravennaschlucht, hier auf einer historischen Postkarte.  Foto: Wikimedia

Einsatz in Arheilgen: Alexander Schaaf mit einem Feuerwehrauto speziell für Darmstädter Kunden.  Foto: Claus Völker

Seit über fünfundzwanzig Jahren gestaltet die Familie Meyer die Darmstädter Modellbahn- und Spielzeugbörse, traditionell alle zwei Monate in der Orangerie. Jetzt am Sonntag war es wieder so weit – und trotz des schönen Wetters strömte das Publikum.
Den halben Schwarzwald mit sich nach Hause nehmen – kein Problem. Reinhold Mischler hat ihn im Angebot: Berg und Tal, Tunnel und Viadukt, eine Gleistrasse, die sich in die Höhe und in die Tiefe schraubt; viele Tannen natürlich. Es ist, als blicke man vom Himmelreich hinab ins Höllental.
In solcher Perspektive sieht ja alles winzig klein aus, und so ist es auch bei Mischler, denn seine Welt, zwischen Hirschsprung und Kirchzarten, ist im Maßstab 1:220 gestaltet. Gleichwohl fehlt nichts, hauchdünne Telegrafendrähte spannen sich zwischen millimeterhohen Holzmasten. Unten kreist die Eisenbahn, während über den Gipfeln zwei Fesselballone schweben.
Auf Reisen Verreisen spielen
Der Clou dieser Inszenierung liegt freilich in ihrer Verpackung: Mischler, der Miniaturkünstler, bringt seinen Schwarzwald in einem Aktenkoffer unter, stabil aus Aluminium, damit man auch auf Reisen das Verreisen spielen kann. Ein Kosmos to go, sozusagen. Und einer, der nicht verstaubt: Man kann den Deckel ja zuklappen und luftdicht schließen.
Mischler müsste glücklich sein über dieses Angebot, doch er klagt. „Früher hat sich so etwas viel besser verkauft“, sagt er traurig. „Das Internet macht alles kaputt.“ Mischler aber bietet seine Künste nicht digital an, sondern analog auf der Orangeriebörse. Sein Schwarzwald kostet 270 Euro, doch so, wie die Dinge nun mal liegen, steht neben dem Preis geschrieben: „Verhandlungsbasis“.
Die Konkurrenz von Ebay spüren alle, die am Sonntag hinter ihren Tischen in der Orangerie stehen, deren Vorhänge der blendenden Sonne wegen zugezogen sind. Entsprechend stickig ist es im Saal. Vor allem jene Verkäufer, die mit gebrauchter Ware handeln, registrieren, dass sich die Kundschaft zunehmend online bedient. „Das Interesse auf den Börsen war mal deutlich größer“, sagt Maurice Bord, ein Elsässer, der dennoch seit fünfzehn Jahren treu nach Darmstadt fährt. „Es ist meine Stammbörse.“
Seerosen klein wie Stecknadelköpfe
Andere Händler haben nur Neuware ausgelegt, die sie direkt von den Herstellern beziehen, wie Alexander Schaaf, der je zur Hälfte Automodelle und Ausstattungsmaterial im Maßstab 1:87 anbietet, Seerosen und Sonnenblumen zum Beispiel, klein wie Stecknadelköpfe. Schaaf zieht bereits zur Mittagszeit zufrieden Bilanz: „Viele Kunden, die gezielt suchen und kaufen, nicht nur Seh-Leute. Sehr interessiertes Publikum.“
Schaaf, der aus einem Dorf zwischen Karlsruhe und Baden-Baden anreist, hat den Darmstädtern ein spezielles Modell mitgebracht: einen Löschwagen der Freiwilligen Feuerwehr Arheilgen, original beschriftet. Zu haben für 28 Euro.
Tatsächlich ist der Saal selbst zur schönsten Nachmittagsstunde gut gefüllt. Veranstalter Sven Meyer hat dazu seine eigene Theorie: „Das gute Wetter zieht die Leute her. Mutter und Tochter gehen im Park spazieren, der Mann kommt zu uns.“ Ob Mischler das Höllental an den Mann gebracht hat? Wenn nicht, wird der Heppenheimer den kleinen Schwarzwald beim nächsten Mal wieder feilbieten. Er ist ja leicht zu transportieren.

Quelle Darmstädter Echo 10.03.2014